Initiale Validierung eines Fragebogens zur Erfassung Allgemeiner Wirkfaktoren in der Psychedelischen Therapie

  • 01/09/2023
  • 17:00 - 17:30
  • Room: Bernh. v. Langenbeck (1st fl.)

Abstract

Wie wirkt psychedelische Therapie? Bereits Mitte des letzten Jahrhunderts war die Ansicht verbreitet, dass mithilfe von Psychedelika psychotherapeutische Prozesse „katalysiert“ werden können, und auch in der modernen psychedelischen Forschung ist man sich weitgehend einig: Psychedelische Therapie ist Psychotherapie. Dennoch greift die psychedelische Forschung –wohl aus historischen und strukturellen Gründen– die Erkenntnisse der empirischen Psychotherapieforschung bisher kaum auf.

Stattdessen sind exotische Konstrukte verbreitet, deren Bedeutung aus wissenschaftlich-psychotherapeutischer Perspektive nicht unmittelbar verständlich erscheint. Dies gilt u.a. für die sogenannte „mystische Erfahrung“ (engl. mystical-type experience), die in vielen heutigen Studien psychometrisch erhoben wird und zuverlässig den Behandlungserfolg psychedelischer Interventionen vorhersagt. Aus psychotherapeutischer Sicht stellt sich die Frage: Wie genau tragen diese und weitere psychedelische Erfahrungen zur erfolgreichen Behandlung psychischer Störungen bei?

Im Vortrag vertrete ich die These, dass die therapeutische Wirkung psychedelischer Erfahrungen letztlich durch die dieselben allgemeinen Wirkfaktoren vermittelt wird, auf denen die Wirksamkeit effektiver Psychotherapien beruht. Nach Grawe sind dies (1) die therapeutische Beziehung (2), Ressourcenaktivierung, (3) Problemaktualisierung, (4) motivationale Klärung und (5) Bewältigung. Zur Messung allgemeiner Wirkfaktoren im Kontext psychedelischer Erfahrungen wurde ein Fragebogen neu entwickelt und im Rahmen einer Survey-Studie in einer großen, nicht-klinischen Stichprobe von 1.867 Psychedelika-Nutzern initial validiert.

Erste Ergebnisse sprechen dafür, dass allgemeine Wirkfaktoren im Kontext psychedelischer Erfahrungen messbar sind und auch außerhalb klinischer Anwendungsfelder maßgeblich zu positiven längerfristigen Wirkungen beitragen. Der Vortrag endet mit einem Ausblick auf die zukünftige klinische Forschung zu allgemeinen Wirkfaktoren in der psychedelischen Therapie.

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